Der Weltfrauentag ist ein politischer Tag. Doch was ist denn an einer Geburt politisch? Eine Geburt ist doch fern ab von jeder Politik, oder?
Bevor wir uns das näher anschauen, schauen wir kurz auf den Weltfrauentag und wie er sich entwickelt hat. Das erste Mal fand am 19.3.1911 der Weltfrauentag statt und wurde ab 1921 auf den 8.3. verlegt.
Ursprünglich entwickelte sich der Tag aus dem Gedanken von Frauen das Wahlrecht zu erhalten. Als 1918 auch in Deutschland Frauen das Wahlrecht erhielten brauchte es doch keinen Frauentag mehr, oder?
1926 wurde auf dem nächsten Frauentag in Deutschland eine Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnabschläge, Senkung der Lebensmittelpreise, regelmäßiges Essen in der Schule und der legale Schwangerschaftsabbruch gefordert.
In der NS-Zeit war der Tag verboten und der Muttertag wurde propagiert. Der Frauentag wurde weiter gefeiert als Akt des Widerstandes. Der Tag entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg immer weiter. Falls es dich geschichtlich interessiert, sind da andere Seiten nochmal sehr spannend. Ich kann hier leider nicht alles wiedergeben.
Internationaler Frauentag – Wikipedia
In diesem Jahr hat die UN den Weltfrauentag unter das Motto „Break the bias“, was so viel wie stoppt die Voreingenommenheit bedeutet. Auf dieses Motto werde ich im Verlauf des Artikels nochmal zurück kommen.
Mann und Frau sind vor dem Gesetz gleich. Schaut man hier ins Detail würden so einige Alleinerziehende das anders beurteilen. Doch Offensichtlicher ist es bei dem Aspekt der gleichen Bezahlung. Immer noch verdienen Männer mehr als Frauen. Schauen wir hier auf die unterschiedlichen Bereiche in denen hauptsächlich Frauen arbeiten wird der fianzielle Unterschied noch deutlicher. Gehe ich hier noch weiter ins Detail sind es auch vor allem die Frauen die Elternzeit nehmen, sich um Carearbeit kümmern und somit karieremäßig zurück stecken.
Bei dem Aspekt: das Recht auf den eigenen Körper sieht es hier schon schwieriger aus. Klar haben Frauen eine Recht an und auf ihren eigenen Körper. Wer sollte das auch anzweifeln. Doch dann lese ich:
- das jede 7. Frau sexualisierte Gewalt erlebt hat
- das sexualisierte Gewalt bewusst als Kriegswaffe eingesetzt wird (Bereits 2009 war das Motto der UN: „Männer und Frauen vereint, um die Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beenden.“ Es sollte darauf aufmerksam gemacht werden, welches Leid, vor allem in Kriegsgebieten herrscht.)
- Frauenkörper ständig bewertet werden und selbst schon 7 Jährige Mädchen sich unwohl in ihrem Körper fühlen
- Frauen abgesprochen wird, zu wissen, wie sie gebären können. Welche Position die beste für sie ist und was sie brauchen.
Break the bias – Geburt ist politisch
Stoppt die Voreingenommenheit von Frauen auch in der Schwangerschaft und der Geburt. Neben dem vielerorts noch gängigen Bild, dass ein Kind die größte Erfüllung für eine Frau ist, bleibt das Bild der Frau, die die Hauptcare-Arbeit zu leisten hat. Oft ist die Schwangerschaft und die Geburt des ersten Kindes der Wendepunkt einer Emanzipierten Beziehung hin zu einem klassischen Rollenmodell. Es sind immer noch deutlich weniger Männer als Frauen, die Elternzeit nehmen. Neben der eigenen Berufswahl der Frauen, liegt hier auch ein Knick im Erwerbseinkommen, der sich später im Rentenalter bemerkbar macht.
„Mach dich nicht abhängig von deinem Mann!“ war ein Satz, den meine Oma immer wieder propagiert hat. Trotzdem bin ich aktuell in Teilzeit angestellt und baue mir immer mehr meine Selbstständigkeit auf. Ja, Geburt und Schwangerschaft ist politisch. Bei Madame Moneypenny durfte ich lernen, wie wichtig es ist, seine eigenen Finanzen in den Blick zu nehmen.
Neben dem klassischen Rollenbild und der eigenen Finanzierbarkeit kann die Phase der Schwangerschaft und Geburt im Leben einer Frau eine sehr verletzliche Phase sein. Eine Phase in der viele im äußeren Umfeld meinen es besser zu wissen, was die Schwangere selbst braucht, denkt oder will. Das erstreckt sich nicht nur auf Freund und Familie, sondern auch Fremde können mit gut gemeinten Ratschlägen um die Ecke kommen. Auch Fachpersonen meinen mehr zu wissen, was gerade „dran“ ist und so wird gemessen, gewogen und bewertet. Gewalt gegen Frauen ist auch hier möglich. Durch Sätze, unangekündigte und grobe Untersuchungen und das Geburtshilfesystem an sich. Wer hier in die tiefe gehen mag, der kann sich gerne mit dem Roses Revolution Day auseinander setzen. Der 25.11. zeigt Gewalt gegen Frauen und besonders mit der Gewalt gegen Frauen in der Geburtshilfe auf. Hier ist viel zu tun.
Frauen müssen sichtbar sein!
Frauen erleben Gewalt und diese Gewalt wird nicht nur im sozialen Umfeld eher versteckt, sondern auch strukturelle Gewalt, wie auch in der Geburtshilfe ist eher ungesehen. Der Roses Revolution Day, Mother Hood e.V. oder GreenBirth e.V. verhelfen Frauen hier zu einer Öffentlichkeit und einem sichtbar werden von Ungerechtigkeit und Gewalt bzw. setzen sich für eine veränderte Geburtskultur ein.
Frauen dürfen eigene Wege gehen!
Meine Weg ist es, schon vorher anzusetzen. Zu schauen, was gerade Frauen, die frühere sexuelle Gewalterfahrungen erlebt haben brauchen, um die verletzliche Phase der Schwangerschaft und Geburt für sich gut zu gestalten. Die Möglichkeit, dass Frauen, die bereits Gewalt erlebt haben, erneut getriggert werden oder in eine Situation kommen, in der sie erneut Gewalt erleben ist hoch. Mir ist es wichtig, dass Frauen mit ihrem Wissen eigene Entscheidungen treffen, die ihnen im besten Fall gut tun.
Gewalt gegen Frauen und eine damit einhegehende Unterdrückung muss hier stoppen!
Nicht nur die Frauen selbst dürfen hier aktiv werden, sondern es ist unsere gesellschaftliche Verantwortung Frauen die Geburt zu ermöglichen, die sie stärkt. Nicht nur für die Frauen selbst, sondern auch für die Stärkung unseres Zusammenlebens und des Friedens in der Welt.
Gestärkte Frauen können wiederum ihre Kinder, die eine gute Geburt erlebt haben stärken und in frieden groß wachsen lassen.
Frauenzentrierte Geburtshilfe?
Leider sind wir von diesem Punkt, auch wenn er in der neuen Leitlinie steht noch entfernt. Für mich würde eine frauenzentrierte Geburtshilfe folgendes bedeuten:
- Frauen werden alle der Vorsorge in der Schwangerschaft eröffnet (Hebamme, Gynäkologin oder beide zusammen)
- wohnortnahe Versorgung und nicht ein vor geschlossenem oder überfüllten Kreissaal stehen müssen
- eine 1:1 Betreuung durch die Hebamme während der Geburt und nicht ein Gefühl des alleingelassenseins, weil zu viele Frauen gleichzeitig betreut werden müssen
- keine Interventionen, weil es so gemacht wird, sondern am Einzelfall orientiert und so wenige wie möglich
- so viel Zeit, wie die Geburt braucht ohne finanziellen Zeitrahmen
- Wissen über Trauma und Traumafolgen im Geburtshilfeteams
und noch einiges mehr…
siehe auch: Traumasensible Begleitung vom Kinderwunsch zum Kindersegen
Kampf für Frauenrechte und eine gute Geburtskultur
Der Kampf um Frauenrechte endet somit nicht bei gleichen Rechten für Männer und Frauen, einer gleichen Bezahlung oder der Wahl des Berufs. er wird ergänzt durch ein eintreten gegen Gewalt gegen Frauen in allen Lebensbereichen. Das erleben einer guten Geburtskultur kann somit der Grundstein sein für eine friedliche Welt und eine Welt, in der das weibliche einen gleichwertigen Platz hat.
Für welchen Aspekt in der Geburtshilfe würdest du einstehen wollen? Schreib es in die Kommentare!
Dieser Blogartikel ist im Rahmen der Blogparade zum Weltfrauentag – Frauen und Mütter im Business von Lena Busch – familienleicht.de entstanden.
Danke auch an Jess von feierSun für die Motivation diesen Text zu schreiben und das Vorbild das schöne im Internet zu sehen und zu gestalten.
Frauen müssen sichtbar sein! Das ist so wichtig und auf so so so vielen Ebenen! So toll das du das Thema Geburt so in den Fokus gesetzt! LG Jess